Viele Onlineshops setzen vor allem auf ihre mobile Website. Andere investieren vorrangig in die eigene Shopping-App. Für das Marketing, für Designer und Programmierer drängt sich dann natürlich die Frage auf: Wo sollte der Schwerpunkt liegen? App First oder Mobile First? Die Antwort kann über Erfolg oder Misserfolg eines Shops entscheiden.
Die Vorgeschichte: Desktop-Version oder mobile Version?
App First oder Mobile First? Eine Frage, die an vergangene Zeiten erinnert. Denn früher gab es einen ähnlichen Konflikt. Onlineshops präsentierten sich den Kunden in der Regel in zwei Varianten: einmal für den Desktop und einmal für mobile Geräte. Beide Versionen konnten sehr unterschiedlich aussehen.
Dann kam Responsive Design. Heute präsentiert sich jede Website einheitlich und passt sich dem jeweiligen Endgerät an. Trotzdem gibt einen eindeutigen Schwerpunkt: Mobile First. Die Ansicht auf kleinen Geräten ist die Grundlage, alles andere sind Ableitungen. Im Zweifel gibt die Version für den kleineren Bildschirm den Ausschlag.
Und heute? Es gibt mobile Websites und Apps. Und wieder scheiden sich die Geister: Was ist die Grundlage, auf der alles aufbaut? Die App oder die Website?
Vorteile der App
Push-Benachrichtigungen, unmittelbarer Einsatz der Kamera und Direktverbindung zu allen Zahlungsmethoden – die technischen Pluspunkte der App sind offensichtlich. Weitere Vorteile einer App:
- Bessere Performance
- Einfachere Personalisierung
- Dauernde Kundenbindung
Der grösste Pluspunkt der App ist das dauernd präsente Icon auf dem Display. Es erscheint jedes Mal, wenn der User das Handy aus der Tasche zieht. Das Icon ist häufiger im Blick als ein Lesezeichen im Browser – ein schlagendes Argument für die App. Die Marke bleibt im Gedächtnis und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der User die App öffnet, wenn er etwas kaufen möchte. Apps binden Kunden.
Neukundengewinnung nur mit Mobile First
Doch auch die Nachteile von Apps liegen auf der Hand, und diese beziehen sich vor allem auf die Neukunden.
- Suchmaschinen verweisen auf Websites – nicht auf Apps, die der User noch nicht heruntergeladen hat.
- Bevor sich ein User eine App herunterlädt, muss er Vertrauen in den Shop haben.
- Dieses erste Vertrauen wird zunächst über die Website aufgebaut.
Im klassischen Sales Funnel ist der Download einer App einer der wertvollsten Leads. Aber dieser Lead wird erst über eine Internetseite generiert.
Die Orientierung am Neukunden ist ein strategisch wichtiger Vorteil. Denn kein Unternehmen kann dauerhaft nur von Bestandskunden leben. Sonst schrumpft die Kundschaft durch natürliche Abwanderung: Die Bedürfnisse ändern sich, die Konkurrenz hat bessere Angebote oder das Interesse lässt einfach nach. Shops, die wachsen möchten, müssen die eigene Reichweite ständig ausbauen. Deshalb führt an der Website kein Weg vorbei.
- Ein Shop kommt im Zweifel ohne App aus.
- Aber jeder Onlineshop benötigt eine Website.
Die meisten Onlineshops setzen deshalb immer noch auf eine gut optimierte Internetpräsenz als Schwerpunkt. Und das aus gutem Grund:
- Eine mobilfreundliche Website ist sofort für alle Nutzer zugänglich.
- Sie ist unabhängig vom Betriebssystem oder Endgerät.
- Sie wird direkt über Suchmaschinen gefunden und erhöht dadurch die Reichweite.
Ausserdem bietet die Website eines Shops die Möglichkeit, Inhalte und Funktionen individuell anzupassen, ohne dass der User ein Update herunterladen muss.
Und noch etwas spricht für die Konzentration auf die Website: Die Entwicklung einer App ist teuer und aufwendig. Viele kleinere Shops können sich diesen Schritt nicht leisten. Die mobile Website bleibt dann das zentrale Verkaufstool.
Alles wird eins – die Zukunft?
Das Problem wird sich vielleicht von alleine lösen, wenn langfristig Apps und mobile Internetseiten fusionieren. Es wird in Zukunft keine Browser mehr geben – zumindest nicht so, wie wir es heute gewohnt sind. Statt Website oder App gibt es dann Services, die direkt in das Betriebssystem integriert sind. Abrufbar je nach Kontext, Bedarf und Gerät.
Progressive Web Apps (PWA) machen heute schon einen Schritt in diese Richtung. Sie lassen sich wie Apps auf dem Homescreen ablegen, laufen aber technisch im Browser. Sprachassistenten, Augmented Reality und künstliche Intelligenz übernehmen den Rest. Die Grenzen zwischen App und Website verschwimmen. Den Nutzern ist es egal, solange neue Lösungen besser funktionieren und immer bequemer werden.
Entscheidend wird sein, dass die Inhalte und Services überall nahtlos zugänglich sind. Für Onlineshops bedeutet das: Es braucht Flexibilität, Innovationsfreude und ein gutes Verständnis für wandelnde Usergewohnheiten.
Unser Fazit: Mobile First, aber es geht nur im Team
App oder Mobile? Klar ist: Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Neukunden gewinnt man über eine mobil optimierte Seite, Bestandskunden hält man am besten über eine App. Insofern gibt es eigentlich keine Prioritäten. Wer aber langfristig Umsätze sichern will, muss in erster Linie die Kundenzahlen erhöhen. Ohne Neukunden kein Wachstum. Das heisst: Die Website kommt zuerst.
Die ideale Strategie kombiniert das Beste aus beiden Welten: für Neukunden eine top-optimierte Website im Responsive Design, für die treuesten Kunden eine gut durchdachte App. Wer nur auf ein einziges Pferd setzt, wird langfristig verlieren.